ADFG(V)X

Chiffre aus dem 1. Weltkrieg, die substituiert und transponiert

Die Verschlüsselung von ADFGVX besteht aus zwei Phasen. In der ersten Phase (der Substitution) kommt die Polybius-Chiffre zum Einsatz. Es wird eine Matrix aus sechs Zeilen und Spalten gebildet. Jeder Buchstabe des Alphabets (A-Z) muss nun genau einmal in diese Matrix eingetragen werden, sowie die Ziffern (0-9). Die Vorgängerverschlüsselung ADFGX verwendete nur eine Matrix mit fünf Zeilen und Spalten. Ansonsten arbeitet die Verschlüsselung ADFGX aber genauso wie ADFGVX, die im weiteren Verlauf erläutert wird.

Eine solche Matrix kann schließlich folgendermaßen aussehen:

  A D F G V X
A J E 5 C L 1
D D 3 4 7 A 2
F X N S 0 U P
G M F K Z 8 9
V I 6 Q V W B
X T G Y O R H

Sei der Klartext: „GEHEIMNACHRICHT“ dann wird der Buchstabe G nach der oben stehenden Matrix durch XD ersetzt. (Zeile X und Spalte D). Das E wird durch AD ersetzt (Zeile A und Spalte D) und das H durch XX (Zeile X und Spalte X). Es ergibt sich somit nach der kompletten Substitution folgender Text: „XD AD XX AD VA GA FD DV AG XX XV VA AG XX XA“.
In der zweiten Phase der Verschlüsselung kommt die Transposition zum Einsatz. Die Matrix wird zeilenweise ein- und spaltenweise ausgelesen. Es wird außerdem ein beliebiges Schlüsselwort gewählt. Dies sei „MYKEY“.
M    Y    K    E    Y
X    D    A    D    X
X    A    D    V    A
G    A    F    D    D
V    A    G    X    X
X    V    V    A    A
G    X    X    X    A

Im letzten Schritt werden die Spalten vertauscht. Dies geschieht, indem das Schlüsselwort „MYKEY“ alphabetisch sortiert wird.
Daraus entsteht diese Matrix:

E    K    M    Y    Y
D    A    X    D    X
V    D    X    A    A
D    F    G    A    D
X    G    V    A    X
A    V    X    V    A
X    X    G    X    A

Der Buchstabe M des Schlüssels war "Überschrift" der ersten Spalte vor dem Spaltentausch.
Jetzt ist es Spalte 3.
Der Buchstabe Y des Schlüssels war "Überschrift" der ersten Spalte vor dem Spaltentausch.
Jetzt ist es Spalte 4.
Der Buchstabe K des Schlüssels war "Überschrift" der ersten Spalte vor dem Spaltentausch.
Jetzt ist es Spalte 2.
Am Ende wurden die ursprünglichen Spalten an die Positionen (3-4-2-1-5) verschoben.

Um den Geheimtext zu erhalten, muss jetzt lediglich die Matrix wieder spaltenweise, von oben nach unten ausgelesen werden. Der endgültige Geheimtext lautet: „DV DX AX AD FG VX XX GV XG DA AA VX XA DX AA“.

ADFGX und der ADFGVX wurden von dem deutschen Nachrichtenoffizier Fritz Nebel (* 1891; † 1967) erfunden. ADFGX kam das erste Mal am 5. März 1918 während des Ersten Weltkriegs zum Einsatz. Schon wenige Monate später, am 1. Juni 1918, kam der um den Buchstaben „V“ erweiterte Nachfolger ADFGVX zum Einsatz. Eine Gruppe von deutschen Kryptografen hielt es für ein vielversprechendes und nicht zu knackendes Verfahren. Da die deutschen Truppen kurz vor Paris standen, war es für die Alliierten hingegen von entscheidender Bedeutung, die Verschlüsselung zu knacken, um informiert zu sein, an welcher Stelle die Deutschen einen Vorstoß planen. Am 2. Juni konnte der französische Kryptoanalytiker Geoges Painvin erstmals einen ADFGVX-Funkspruch der Deutschen knacken. Später fing er einen Funkspruch ab, der den Standort der Deutschen Truppen verriet, was entschieden dazu beigetragen hat, dass der Angriff der Deutschen fehlschlug.¹ Die übermittelten Nachrichten der Deutschen bestanden nur noch aus den Buchstaben A, D, F, G, V und X. Diese Buchstaben wurden aufgrund der guten Unterscheidbarkeit im Morsealphabet gewählt.²

(1) Singh, Simon: „Geheime Botschaften“, Carl Hanser Verlag, 1999, S. 132
(2) Singh, Simon: „Geheime Botschaften“, Carl Hanser Verlag, 1999, S. 448

Wie auch bei der Caesar-Chiffre wird jeder Buchstabe permanent auf einen anderen festen Buchstaben abgebildet. Auch wenn dieses Verfahren komplizierter erscheint, ist es nicht sicherer als die Caesar-Chiffre. Genau genommen ist es sogar noch unsicherer, denn die Anzahl der möglichen Schlüssel ist bei genauerer Betrachtung geringer als bei der Caesar-Chiffre.